Familientradition erfolgreich wiederbelebt
Mehr als 30 Jahre, nachdem es ihre Familie verkauft hatte, bringen vier Brüder das Airport Hotel beim Flugplatz Bern-Belp wieder auf Vordermann. Eine wichtige Rolle beim Energiekonzept spielen Grundwasser-Wärmepumpen, die ein effizientes und umweltschonendes Heizen und Kühlen ermöglichen.
Im Gegensatz zu den grossen Flughäfen von Zürich, Basel und Genf ist der kleine Regionalflugplatz Bern-Belp verkehrstechnisch wenig bedeutsam – dafür aber ein echter Sehnsuchtsort, wie wir seit dem Song «Bälpmoos» von Patent Ochsner wissen. Für Peter Müller und seine Geschwister geht die Bedeutung noch deutlich weiter, denn sie sind quasi auf dem Flugplatz aufgewachsen. «Unsere Grosseltern haben 1929, als der Flugplatz seinen Betrieb aufnahm, ein kleines Restaurant eröffnet», erzählt Müller. «Später übernahmen unsere Eltern den Betrieb und errichteten 1963 einen Neubau, der nebst dem Restaurant auch Hotelzimmer umfasste.»
Zurück zu den Wurzeln
Ende der 1980er-Jahre verkaufte die Familie die Immobilie, womit eine wechselvolle und wenig ruhmreiche Geschichte begann. Verschiedene Eigentümerschaften und Pächter versuchten, an den früheren Erfolg anzuknüpfen, doch stattdessen verlotterte das Gebäude zusehends. 2016 schlossen Hotel und Restaurant für mehrere Jahre. Die Stadt Bern, in deren Besitz die Immobilie mittlerweile gelangt war, suchte händeringend einen Käufer. Man gelangte dabei auch an die Familie Müller. Hans-Ulrich und Christian Müller, zwei Brüder von Peter, entschlossen sich, den Gebäudekomplex zu erwerben und die Familientradition wieder aufzunehmen.
Grundwasser und Abwärme
Auch die Gebäudetechnik der Liegenschaft musste komplett erneuert werden. Die alte Ölheizung hatte ihr Lebensende erreicht und für die neuen Eigentümer war klar, dass sie das Objekt künftig effizient und umweltschonend mit Energie versorgen wollten. Die Planung der Wärme- und Kälteversorgung übernahm Stefan Pont von der Pont Energietechnik AG in Münsingen.
In beiden Sommern seit Betriebsaufnahme waren unsere Gäste jeweils sehr zufrieden mit dem Klimakomfort.»
Bei seinen Abklärungen zu den möglichen Heizlösungen zeigte sich, dass Wärmepumpen mit Grundwasser als Energiequelle den Anforderungen am besten gerecht wurden. «Weil sich der Flugplatz in einer Schwemmebene der Aare befindet, liegt das Grundwasser recht hoch und ist einfach erschliessbar», erklärt Pont. «Selbst im tiefen Winter ist es 8 bis 10 °C warm, was einen sehr effizienten Betrieb der Wärmepumpen ermöglicht.»
Zur Effizienz trägt auch die Abwärme der Kühlräume bei, in denen Speisen und Getränke für das Restaurant und die Patisserie gelagert werden. Sie dient als zweite Energiequelle für das ganzjährige Aufbereiten des Warmwassers und das Beheizen der Räume in der kalten Jahreszeit. Einen Teil des Stromverbrauchs der Wärmepumpen decken die Photovoltaikmodule, die auf allen Dachflächen der Immobilie installiert wurden.
Komfortables Kühlen
Die Wärmepumpen sorgen nicht nur im Winter für komfortable Temperaturen, sondern auch im Sommer. Beim sogenannten Free-cooling zirkuliert kühles Wasser durch die Leitungen der Fussbodenheizung, nimmt überschüssige Wärme aus den Räumen auf und sorgt so für eine sanfte Abkühlung. Über einen Plattentauscher wird die aufgenommene Wärme ans Grundwasser abgegeben, das auch im Sommer konstant kühl bleibt (maximal 16 °C).
Mit dieser Methode kühlen wir sehr energieeffizient, weil nur zwei Umwälzpumpen betrieben werden müssen», sagt Pont. Gleichzeitig sei diese Form des Kühlens vor allem für Hotelgäste deutlich angenehmer als herkömmliche Klimaanlagen, bei denen es oft einen unangenehmen Luftzug gibt. «In beiden Sommern seit Betriebsaufnahme waren unsere Gäste jeweils sehr zufrieden mit dem Klimakomfort», bestätigt Hotelier Müller. «Auch im Showroom der Harley-Davidson-Vertretung herrschten trotz grosser Fensterflächen jeweils angenehme Raumtemperaturen.»
Erfolgreicher Start
Müller und seine Brüder bereuen die Rückkehr ins «Familienbusiness» nicht – im Gegenteil. Positive Rückmeldungen erhalten sie nicht nur von Touristen, sondern auch von den Menschen aus der Region, welche die Lokalitäten gerne für Firmenfeste oder private Feierlichkeiten nutzen. In kurzer Zeit hat das Airport Hotel Belp (wieder) einen guten Ruf erworben. Dazu trägt indirekt auch die moderne Wärme- und Kältelösung bei – auch wenn die Gäste davon meist kaum etwas merken.
Wärmepumpe Vitocal 350-G
Die Sole-Wasser-Wärmepumpe Vitocal 350-G ist durch ihre schwingungsarme Konstruktion einer der leisesten Wärmeerzeuger ihrer Klasse. Sie erreicht mit einer Leistung von bis zu 53 kW eine maximale Vorlauftemperatur von 68 °C. Damit kann das Trinkwarmwasser vollständig mit der Wärmepumpe aufbereitet werden. Bei einem hohen Wärmebedarf lässt sich die Vitocal 350-G im zweistufigen Betrieb mit einer weiteren Wärmepumpe desselben Typs als sogenanntes Master-Slave-System oder als Kaskade bis maximal 5 Wärmepumpen betreiben. Sie leistet dann je nach Quellentemperatur bis zu 250 kW. Die Vitocal 350-G ist für den Betrieb mit selbst erzeugtem Photovoltaikstrom vorbereitet: Eine intelligente Steuerung sorgt für den optimierten Verbrauch des Solarstroms und senkt damit die Energiekosten.
Autor: Remo Bürgi